El(l)ritzen

seit 1958 in Jülich

 

 

 

  

Der Muttkrat -Brunnen

seit 2011

 

 

 

             

Maulkorb für Pasqualini in Zeiten von Corona

April

 

 

aus der Jülicher Zeitung vom 3. April 2019

 

Foto: Jagodzinska

 

 „Toll machen die das...

 

Mit Entkalker, Wasser und Poliertuch reinigen Alexander Franz und Patrick Bloch, Mitarbeiter der alteingesessenen Jülicher Reinigungsfirma Tollhausen, zurzeit in mühevoller Kleinarbeit den Muttkratbrunnen auf dem Schlossplatz. Mit seinen stilisierten bronzenen Schlammkröten soll er den Stadtjülicher an Ellbach und Rur versinnbildlichen.

Das Besondere daran ist, dass es sich um eine Goodwill-Aktion handelt, wie Firmeninhaber Michael Tollhausen es ausdrückte. Will heißen, der Brunnen wird ehrenamtlich gereinigt. Und zwei Wochen später - der Brunnen wie neu!

 

 

 

 

Sauber! - ein Kommentar von Dorothée Schenk

Die Elritzen lieben von Haus aus klare, saubere und sauerstoffreiche Gewässer. Nicht mehr ganz das richtige Lebensumfeld war es daher für die kleinen Fische, die sich seit 2011 im Muttkrate-Brunnen von Bonifatius Stirnberg tummeln. Der Freundeskreis El(l)ritzen hatte den Brunnen den Jülichern zum Geschenk gemacht und sorgt jetzt auch für eine Grundreinigung, denn Kalk, umweltbedingter Schmutz und Hunde-Urin haben dem Brunnen in den vergangenen acht Jahren arg zugesetzt.

Mit Bürste und Schwamm sind derzeit Mitarbeiter des Jülicher Reinigungsunternehmens Tollhausen damit beschäftigt, dem Muttkrate-Brunnen wieder zu seinem ansehnlichen Äußeren zu verhelfen. Ein einmaliges Arbeitsfeld, wie Chef Michael Tollhausen lachend bestätigt: „Man hat schon mal mit Metallflächen an den Fassaden zu tun. Aber das ist schon was ganz Besonderes.“ Besonders auch deshalb, weil kein großflächiges Arbeiten möglich ist. „An diesen feinen Strukturen sind wir gezwungen mit einer Bürste ,klein, klein’ zu arbeiten“, erklärt der Fachmann. „Das anspruchvollste ist die feine Oberfläche.“ Eine besondere Herausforderung sind „Kappes“ und „Knollen“, die Künstler Stirnberg der Figur des Bauern beigegeben hat. Da hat der Straßenschmutz reichlich Ritzen zum Festsetzen. „Das ist ein bisschen Fleißarbeit. Aber das Schöne ist: Man sieht gleich ein Ergebnis.“

Im Winter hatte Rudolf Weitz – im Auftrag seiner El(l)ritzen-Freunde – Kontakt zu Michael Tollhausen aufgenommen und um Unterstützung gebeten. Spontan erklärte sich dieser zu einer “Benefiz-Aktion” bereit. Beim ersten Ortstermin war er davon ausgegangen, dass wohl anderthalb Arbeitstage für eine Grundreinigung ausreichen müssten – inzwischen ist er eines Besseren belehrt und hat noch einige Tag zusätzlich angesetzt.

Derzeit zieren noch unschöne weiß-gräuliche Linien die Oberfläche. Die sind allerdings keine Verschmutzungen, sondern Kalklöser und Reinigungsmitteln geschuldet, die stark verschmutzte Flächen „einweichen“ müssen. Besonders betroffen ist der Brunnenboden, auf dem sich bereits großflächig der Kalk seinen Raum geschaffen hat. Das ist ein hartes Stück Arbeit. Dazu kommt, dass das Abwasser nicht einfach in die Kanäle geleitet werden kann, sondern gesammelt und dann entsorgt werden muss. „Die Stadt hat zugesagt, anschließend für frisches Wasser im Brunnenkreislauf zu sorgen“, lässt Dr. Weitz wissen.

So schön eine Reinigung auch ist, was ist mit der erwünschten Patina, die mit den Jahren dem Kunstwerk seine eigenen Note gegeben hat? Geht sie nicht bei der Reinigung verloren? Doch, ein wenig schon, ist die realistische Antwort aber, „da habe ich mir vorher von Herrn Weitz und vom Künstler das Einverständnis geholt” sagt Michael Tollhausen sofort. Gereinigt ist der Brunnen eine Mischung aus sauber“ aber nicht „blank geputzt“ wie frisch aufgestellt. „Das wird ein halbes Jahr dauern, dann wird es auch wieder anders aussehen.“

 

 

 

aus der Jülicher Zeitung vom 19. Februar 2018

(anlässlich des 85. Geburtstages von Bonifatius Stirnberg):

 

Rund 200 Großprojekte von Bonifatius Stirnberg gibt es in Deutschland und im Ausland – sie schmücken den öffentlichen Raum. Darunter sind immer wieder Brunnen, deren Figuren bewegliche Elemente haben und dadurch ein besonderes Eigenleben entwickeln, zu seinem Markenzeichen geworden. Bereits 1967 hatte Stirnberg eine Skulpturengruppe mit beweglichen Elementen entworfen, sie wurde erst 1975 als „Puppenbrunnen“ an der Aachener Krämerstraße realisiert. Damit begann die Erfolgsgeschichte des Bonifatius Stirnberg. 1973 hatte er sich ein eigenes Atelier mit angeschlossener Bronzegießerei eingerichtet. Und ruckzuck waren Städte und Gemeinden nah und fern begeistert von seiner „Kunst zum Anfassen“.

Jeder Brunnen, jede Gruppe mit Personen oder Tieren erzählt eine Geschichte, die stark mit der Geschichte des jeweiligen Standorts verbunden ist. In Monschau sind es die präzisen Darstellungen des Weberhandwerks, in Alsdorf die Lore aus dem Bergbau, in Aachen die Pferde vor dem Hauptbahnhof, in Würselen der Brunnen, der an die Tradition der „Jungenspiele“ erinnert, in Jever die Sagen der Region, und im Allgäu steht sogar ein „Amtsschimmelbrunnen“.

Jeder Arbeit gingen und gehen intensive Recherchen voraus. Was ist den Auftraggebern wichtig? Was hat sich im Ort ereignet? Was werden Brunnen oder Platzgestaltung mit den Menschen zu tun haben? Mit der Zeit ist so eine Art „bronzenes Geschichtsbuch“ entstanden – mit vielen Gestalten und besonderen Typen. Hier und da hat Stirnberg kleine ironische Anspielungen untergebracht, für Gesichter gesorgt, die einem bekannt vorkommen könnten, Gänsen Hüte aufgesetzt, und in Heinsberg Ratten sogar Narrenkappen.

Und dann gibt es da noch die Kunst des anderen Stirnberg, Werke eines Künstlers, der auch ganz anderes gestaltet, vielfach Stücke, die er noch nie ausgestellt hat, Stücke, die er nur für sich hergestellt hat. Wie die gelenkige Ballerina mit einem Tütü aus Edelstahl oder zweimal sechs übereinander gestapelte Bronze-Stühle, die aussehen, als ob sie schmelzen: „die Lebensstationen von Mann und Frau“, beschreibt Stirnberg sie. Sogar ein Stuhl mit rundem Babybauch ist dabei.

Bei Joseph Beuys gelernt

In seinem Atelier arbeitet Stirnberg nicht allein. „Ich habe sogar noch sechs Schüler, die mich immer wieder überraschen“, sagt er. Ein Objekt bewegt den Künstler zurzeit besonders: ein Brunnen für einen Kunden aus Köln. „Der Mann ist Syrer. Sein Sohn war Kommilitone meines Sohnes, er ist mit einer Deutschen verheiratet“, berichtet Stirnberg, der den Brunnen als Symbol für das Zusammenwachsen von drei großen Religionen – Christentum, Judentum, Islam – geschaffen hat: Drei gleich gestaltete Figuren tragen das jeweilige Zeichen ihrer Religion auf der Brust – Kreuz, Stern und Halbmond. „Sie stehen auf dem Brunnen und halten sich an den Händen“, sagt Stirnberg. In der Mitte wird ein Olivenbaum wachsen – in einem bronzenen Behälter.

In Stirnbergs Arbeiten verbinden sich Kreativität, Kraft und Perfektion. Er weiß, dass er sich trotzdem künstlerische Freiheiten leisten darf und muss. Das hat er an der Kunstakademie Düsseldorf gelernt, bei Joseph Beuys, bei dem Stirnberg nach Holzbildhauer- und Tischlerlehre studierte.

 

 

 

 

           

zwei "Pussy-Mützen" im Zeichen von Donald Trump (März 2017)

 

 

Im Frühjahr 2014 fand eine Ausstellung mit Skulpturen von Bonifatius Stirnberg statt, zu der die Familie Loven in ihre "Galerie an der Zitadelle" eingeladen hatte. 

 

 

Im Mittelpunkt standen der Muttkratbrunnen und seine Figuren, und hier natürlich vor allem die Kröten!

Die folgenden vier Fotos hat seine Tochter, die Fotografin Germaine Stirnberg, freundlicherweise für die Veröffentlichung an dieser Stelle frei gegeben. Herzlichen Dank!

 

   

 

                  

 

 

 

Was/Wer ist ein Muttkrat? (Mehrzahl: Muttkrate)

von Dr. Peter Nieveler

(aus der Festschrift "2000 Jahre Jülich 1988/9)

 

Muttkrat zu sein ist etwas ganz Besonderes!

 

Muttkrat zu sein, das meint nicht mehr und nicht weniger als ein Jülicher zu sein - ein Stadtjülicher. Der wirklich echte Muttkrat kann seine Vorfahren durch viele Generationen zurückverfolgen. Und alle wohnten sie an Ellbach und Rur, nicht allzu weit entfernt vom Schwanenteich, jenem letzten Mutt: Schlammloch der alten Stadt, an dem sie früher ihre Pferde tränkten, die Muttkraten der Vergangenheit, und das ihnen jetzt ein Schmuckstück der modernen Stadt ist, den Muttkraten der Gegenwart.

Etwas muss das Wort Muttkrat denn wohl zu tun haben mit dem Sumpf, auf dem die Ur-Muttkraten ihre Stadt gründeten, damals vor 2000 Jahren, etwas vielleicht auch mit dem Schlamm und Schmutz, der durch die mittelalterliche Festung floss, über Wege und ungepflasterte Straßen, damals vor über 770 Jahren, als man zu reden begann von den Jülichern in allen Ländern Europas, als die Muttkraten sich ganz schön mausig machten gegenüber Kaiser und König und Stadtrechte gewannen. - Oder waren das etwa nur die Herrscher der Muttkraten, die da bekannt wurden? Saßen die wirklichen Muttkraten. etwa tief in ihren lehmigen Wohnungen, an Mutt und Schlamm, nicht aber an Ehre gewöhnt?

Wie dem auch sei. Ein Muttkrat zu sein, das hat nichts mit Ruhm und Ehre, nichts mit Geld und Gut, nichts mit Wissen und Können, nichts mit Geschäft und Beruf zu tun. Das ist lediglich eine Sache der Geburt, die allein den Adel verleiht, ein wirklicher Muttkrat zu sein. Eben deshalb kann niemand ein Muttkrat werden. Man ist es oder ist es nicht. Und noch etwas. Man bleibt es sein Leben lang. Franzosen und Spanier, Römer und Germanen, Niederländer und Österreicher, Schweden und einheimische Bauern mögen da mitgerührt, mitgemischt und mitgeformt haben in jenem Ur- , aus dem der Schöpfer den Jülicher Muttkrat werden ließ.

Stolz sind sie alle darauf, Muttkrate zu sein; stolz sehen sie herab auf jene Armen, die nicht das Glück hatten, in Jülich geboren zu werden. Dass der ursprüngliche Sinn des Wortes Mutt - wie schon vorsichtig angedeutet - eigentlich keinen Anlass zum Stolz gibt, dass es vielmehr an Sumpftiere - Ratten und Kröten - erinnert, an Armut und Not, an Schmutz und Krankheit - an Tod sogar, das alles kann den wahren Muttkraten nicht betreffen und sicher nicht betrüben.
Im Gegenteil! Gab es doch in jenen dunkelsten Zeiten der Stadt, in jenem finsteren Jahr 1945 jene wirklich heldenhaften, wahren Muttkraten, die aus der Fremde in die völlig zerstörte Heimat zurückkehrten und sich wie jene 
Kraten-Kröten, denen sie wohl den zweiten Teil ihres Namens verdanken, im heimatlichen Boden verkrochen - nur um zu Hause zu sein, mit Mutt an Rur und Ellbach.

Als sie es dann geschafft hatten, die Muttkraten, als sie wieder über der Erde leben konnten, da trugen sie die Nase so hoch wie nie zuvor, waren glücklich und frech, wie jene Kinder und Jugendlichen, die sie in  ihrer Muttersprache auch Krate nennen, weil sie so schön giftig sein können, wie der Schleim, der die echten Kraten/Kröten vor aller Unbill der Umwelt bewahrt.

Nur Böswillige aus Stetternich, Broich, Selgersdorf und Koslar halten diesen Stolz des mit den Traditionen seiner Stadt beladenen Muttkraten für reine Einbildung, für schlimmen Hochmut. Muttkrat, das ist für die Bewohner der umliegenden Ortschaften ein Schimpfwort, meint die Blasiertheit des Jülichers, des Städters vielleicht, und nur manchmal, ganz selten, klingt da unterdrückt und niemals zugegeben etwas mit von leiser Hochachtung vor den Muttkraten. Wenn dann der Muttkrat über die Dörfer geht an festlichen Tagen, dann freut er sich wie der König, der sich unter sein Volk begibt. Und wenn sie ihn dann begrüßen - in Zelten und Sälen, an Mai- und Schützenfesten, wenn sie ihm zuprosten und sagen: „Komm, drink ene mit, DU Muttkrat!" - dann geht ihm das Herz auf, weil er als Muttkrat doch eigentlich nur eines will: Dass alle mit ihm sein Jülich lieben...

 

Anmerkung:

Hein Ningelgen (Lazarus-Präsident 1996-2018) beantwortete die Frage so: "Wer meent er wör enne Muttkraat, dä isset"

 

 

 

aus der Jülicher Zeitung vom 25. Juni 2014:

 

Seine Schöpfungen sind Kunst zum Anfassen

Jülich. „Als ich anfing, waren Kunstwerke meist eingezäunt“, erinnert sich Bonifatius Stirnberg an die Anfänge seiner Karriere als Bildhauer sowie an die Zeit als Schüler des weltberühmten Joseph Beuys. „Ich möchte aber Kontakt mit den Menschen. Die Leute sollen meine Kunst anfassen!“

Heute blickt der 81-Jährige auf eine sehr erfüllte Schaffenszeit zurück. Seine Bronzeskulpturen wurden im Laufe der Jahre zu Wahrzeichen von Städten und Regionen rund um den Globus, und so schuf er bereits im Jahre 1975 den Aachener Puppenbrunnen unweit des Doms, mit dem die Aachener Kinder, sehr zur Freude des Schöpfers, sofort zu spielen begannen.

In Jülich ist Stirnberg mit dem Lazarus- und dem Muttkratbrunnen, die ebenso seinem Aachener Atelier mit angeschlossener Bronzegießerei entstammen, vertreten.

Die Gelegenheit, nicht nur Stirnbergs Werke zu berühren, sondern dem Künstler persönlich einmal die Hand zu schütteln, hatten die zahlreichen Besucher der Jülicher Kunstgalerie an der Zitadelle, in der am vergangenen Sonntag eine große Ausstellung mit über 40 Werken des Altmeisters eröffnet wurde. Eigens zu diesem Anlass war auch Professor Otto Eschweiler, ein guter Freund Bonifatius Stirnbergs angereist, der den Bildhauer bereits vor Jahrzehnten in seiner Funktion als Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer in Aachen „gefördert und gefordert hatte“, wie selbiger in seiner Ansprache lächelnd zu berichten wusste.

Georg und Marita Loven, Inhaber der Kunstgalerie, konnten zu Recht stolz sein. In überaus angenehmer Atmosphäre hatten die vielen Jülicher Kunstfreunde Gelegenheit, sich einmal persönlich mit Bonifatius Stirnberg auszutauschen, die zahlreichen Jülicher Muttkrat-Skulpturen sowie Brunnen zu bestaunen und natürlich alles anzufassen.

Frei von jeglicher Affektiertheit, mit der sonst hin und wieder bei Kunstausstellungen und Vernissagen in Ehrfurcht vor der „hehren Kunst“ erstarrt wird, fühlte man sich in der Nähe Stirnbergs förmlich dazu eingeladen, mit seinen Werken direkt auf Tuchfühlung zu gehen.

von René Blanche

 

 

 

Das Unglaubliche ist wahr geworden:

Unser Brunnen steht an seinem Platz, er ist Stadtgespräch und ständig umringt von Schaulustigen...

 

aus der Jülicher Zeitung vom 8. Juli 2011:

Der Muttkrat-Brunnen

eine liebevolle Hommage an die Jülicher

Jülich. Der Freundeskreis «Ellritzen» hat der Heimatstadt Jülich ein wertvolles Geschenk gemacht. Auf dem Schlossplatz wurde am Donnerstagnachmittag der «Muttkrat-Brunnen» enthüllt und in Betrieb genommen.

Das Werk des Künstlers Bonifatius Stirnberg zeigt vier Bronze-Figuren, die mit der Jülicher Geschichte und Gegenwart eng verbunden sind: den Architekten Alessandro Pasqualini, der im Mittelalter die Jülicher Stadtanlage entwarf, den berühmten Landschaftsmaler Johann Wilhelm Schirmer, den Jülicher Forscher «mit Atom» sowie einen stattlichen Landwirten. Über allem thront die Jülicher Schutzgöttin Minerva. 

Fast noch wichtiger sind aber einige Kröten zu Füßen der Prominenz: Als «Muttkrate» (Mutt = Schlamm/Krate = Kröten) werden nämlich die in Jülich geborenen Menschen landläufig bezeichnet. Die Amphibien auf dem Brunnen sind beweglich – ihnen setzte der Freundeskreis aus honorigen Bürgern mit dem Brunnen ein Denkmal.

 

                         Fotos von der Einweihungsfeier am 7. Juli 2011

 

 

 

Seit Urzeiten ist „Muttkrat“ der Spitzname für Jülicherinnen und Jülicher. Es gibt keine eindeutige Erklärung für diese Bezeichnung. Die schlüssigste Interpretation ist die, dass „Mutt“ im Dialekt Schlamm bedeutet und „Krat“ eine Kröte ist. Schlamm gab es zuhauf in den vielen Verteidigungsgräben im Umkreis von Jülich und der Zitadelle. Und wo viel Schlamm und viel Wasser ist, da gibt es auch viele Kröten.

Vier Figuren schmücken den Brunnen:

1. Alessandro Pasqualini (1493 – 1559) italienischer Architekt des „neuen“ Jülich (Stadtbrand von 1547) mit dem Grundriss einer Idealstadt und der Zitadelle.

2. Johann Wilhelm Schirmer  (1807 – 1863) Sohn Jülichs und bedeutender Landschaftsmaler der Romantik (Düsseldorfer Malerschule).

3. Ein Wissenschaftler mit Kolben und Atom; Symbol für die „Neubürger“ und die Veränderung Jülichs durch das Forschungszentrum.

4. Ein Jülicher Bauer mit geerntetem Getreide und dem „weißen Gold“, den Zuckerrüben; Symbol für das Selbstbewusstsein des rheinischen Bauern und die Fruchtbarkeit der Jülicher Börde.

 

Über den vier Figuren thront die römische Minerva; Göttin der Weisheit und Hüterin des Wissens. Heute auch Emblem der Max- Planck-Gesellschaft und somit verbindendes Element von der römischen Gründung Jülichs bis zur Jetztzeit.

Im Wasser tummelt sich ein Schwarm Fische; es könnte sich um Elritzen handeln...

Der Muttkratenbrunnen - aus Bronze - wurde den Bürgerinnen und Bürgern Jülichs vom Freundeskreis "El(l)ritzen" in 2011 gestiftet.

 

 

 

Zur Erinnerung:

Minerva, eine antike Göttin im Wandel der Zeit

 
Zum 50jährigen Jubiläum des Forschungszentrums Jülich 2006 veranstaltete das Stadtmuseum die Ausstellung "MinervaGalerie". Sie zeigte den historischen Kontext der Göttin von der Antike bis zur Gegenwart. Als Schutzpatronin der Wissenschaft steht Minerva für den Forschungsstandort Jülich, als antike Figur verweist sie auf die Geschichte der Stadt, die im Logo wie in dem Motto "Historische Festungsstadt – Moderne Forschungsstadt" zum Ausdruck kommt. 

Ins Zentrum des El(l)ritzen-Brunnen stellt Professor Bonifacius Stirnberg die Göttin Minerva. Hinzu gesellen sich weitere vier Symbolfiguren der Jülicher Stadtgeschichte: ein Atomforscher, Johann Wilhelm Schirmer, Alessandro Pasqualini und ein "Knollebuur". Dazwischen lädt eine Kröte - das heimliche Jülicher Wappentier - mit den für den Künstler charakteristischen Gelenken zu spielerischer Beschäftigung ein.

 

 

 

aus "JÜLiCHt" vom 2. Juli 2010:

 

Der Stadt Jülich wird ein neuer Brunnen geschenkt: Der Freundeskreis El(l)ritzen lässt von Bildhauer Bonifatius Stirnberg das Wasserspiel gestalten. Im jüngsten Planungsausschuss wurde der Standort festgelegt: An der Ecke Köln-/Kurfürstenstraße wird der Brunnen im kommenden Frühjahr seinen Platz finden. 

Ein Modell mit viel Charme und Lokalkolorit: Im Mittelpunkt steht die Patronin für Wirtschaft und Forschung der Stadt, Minerva, Maler Johann Wilhelm Schirmer und Architekt Alessandro Pasqualini flankieren die Göttin. Der Bezug zur Landwirtschaft wird in Person eines Landwirtes mit Zuckerrübe und Korngabel hergestellt, für die Wissenschaft am Ort steht ein Atom. Und im Entwurf ist Bewegung „drin“, denn Stirnberg ist bekannt für seine dynamischen Figurenbrunnen, dessen prominentestes Beispiel in der Region sicher der Puppenbrunnen in Aachen ist. 
 

 

 

aus der Jülicher Zeitung vom 19. Juni 2010:

Minerva, Atom und bewegliche Muttkrate

Freundeskreis Ellritzen" spendiert der Stadt Jülich einen neuen Brunnen Standort ist die Ecke Köln-/Kurfürstenstraße. Ein Entwurf des Künstlers Bonifatius Stirnberg. Sponsoren sollen jährliche Betriebskosten finanzieren

Jülich. Der Jülicher Freundeskreis "Ellritzen" schenkt der Stadt Jülich einen Brunnen. Der soll schon im Frühjahr nächsten Jahres an der Ecke Kölnstraße/Kurfürstenstraße sprudeln. Künstler Bonifatius Stirnberg aus Aachen stellte nun im Kulturausschuss ein Modell vor, das auf große Zustimmung stieß.

Es ist ein Figurenensemble, in dessen Mittelpunkt die Jülicher Schutzgöttin Minerva steht. Zu deren Füßen liegen eine Korngabel und eine Zuckerrübe. Darum postiert sind der Landschaftsmaler Johann Wilhelm Schirmer, einBauer, ein Wissenschaftler, zu dessen Füßen ein Atommolekül steht. Als Leitfigur hat der Künstler den italienischen Festungsbauer Alessandro Pasqualini auserkoren, „denn der gab Jülich im 16. Jahr­hundert ein Gesicht", meinte Stirnberg. Nicht fehlen werden „Muttkrate", das Synonym für in Jülich Geborene. „Davon habe ich fünf Stück vorgesehen, die alle beweglich sind, womit Kinder spielen können", umschrieb Bonifatius Stirnberg den Brunnen, dessen Baukörper aus Bronzeblech gestaltet wird. Die Figuren, bis auf die zwei Meter hohe Minerva, rund 95 Zentimeter groß, sind alle aus Bronze.

Die Kosten für die Erstellung des Brunnens werden vom Freundeskreis getragen, die Stadt Jülich übernimmt die Anschlusskosten von rund 1.700 Euro. Die Betriebskosten belaufen sich nach 'Schätzungen auf rund 1.800 Euro im Jahr. Die sollen mittels Sponsoren gedeckt werden. Bonifatius Stirnberg: „Ich kenne das anders. Da, wo meine Brunnen stehen, werden die Wasserkosten von den Stadtwerken, die Stromkosten vom zuständigen Elektrizitätswerk getragen". Eine Äußerung, die im Ausschuss für Schmunzeln sorgte.

(hfs.)

 

 

aus der Jülicher Zeitung vom 27. Mai 2005:

Brunnen-Projekt befürwortet

Im Stadtrat wurde die beabsichtigte Stiftung des Freundeskreises „El(l)ritzen" besprochen. Diese möchten der Stadt Jülich einen Brunnen schenken. Hier ist Egbert Samans Ansprechpartner bzw. Vermittler. Nach eingehender Prüfung diverser Standorte schlägt die Verwaltung den Bereich Ecke Kölnstraße/Kurfürstenstraße vor. Samans berichtete, dass hier die Motivwahl und das entsprechende Brunnenkonzept noch nicht festliegen. Ein „Dreierausschuss" der „El(l)ritzen" werde sich damit genauer befassen. Eine Idee könnte „Muttkrat", die Kröte, sein. Samans machte deutlich, dass - wie auch schon beim „Glockenbaum" - natürlich die Stadt das letzte Wort über das Projekt und den Standort habe, weil es ja um öffentliche Flächen gehe. Allerdings würden sich die „El(l)ritzen", die schließlich das Geld für den Brunnen aufbringen, natürlich nicht „das Motiv aus der Hand nehmen lassen".

 

 

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Stand: 11. September 2023